1942: Die Weihnachtszeit in Norwegen wird alles andere als besinnlich – zumindest für die deutsche Besatzungsmacht. Denn plötzlich mischen sich Weihnachtswichtel, die sogenannten Nisser, in den Widerstand ein.
Seit April 1940 ist Norwegen von der Wehrmacht besetzt. Trotz reichlich Widerstands der norwegischen Truppen und des Königs selbst bleibt das Land bis zur deutschen Kapitulation 1945 unter Kontrolle der Nazis. Doch im Winter 1942 bekommt der Widerstand ungewöhnliche Verstärkung: Weihnachtswichtel oder Nisser werden zu den geheimen Held:innen des norwegischen Widerstands.
Alles beginnt mit einer harmlos wirkenden Weihnachtskarte: vier kleine Nisse hissen die norwegische Flagge. Darunter steht: God Norsk Jul – Frohe norwegische Weihnachten! Klingt harmlos? Die deutschen Besatzer sehen das anders. Die Karte wird sofort verboten.
Aber die Norweger:innen lassen sich davon nicht beeindrucken. Schnell entsteht ein Schwarzmarkt für weitere Nisse-Motive, auf denen die norwegische Flagge prominent im Mittelpunkt steht. Und als wäre das nicht genug, wird auch Mode zum Protest: Rote, selbst-gestrickte Mützen im klassischen Nisse-Look werden zum Symbol des Widerstands.
Die Deutschen sind not amused. Ein Flugblatt aus der Zeit zeigt, wie ernst sie die Sache nehmen – die roten Mützen werden sogar als potenzieller Aufstand betrachtet. Die Nisser entwickeln sich so zu einem Symbol des norwegischen Nationalstolzes und der Unabhängigkeit.
Doch die Geschichte der Nisse hat noch eine Wendung: In der jüngeren Vergangenheit tauchen die kleinen Wichtel vermehrt in rechtsextremen Kreisen auf – insbesondere die traditionellen Motive mit dem Schriftzug God Norsk Jul. Eine traurige Vereinnahmung, denn eigentlich sind die Nisse ein kulturelles Phänomen, das in ganz Skandinavien verbreitet ist und tief in vorchristlichen Traditionen verwurzelt ist.
Ob als Weihnachtsbotschafter, Mode-Statement oder anti-faschistische Widerstandskämpfer – die Nisser sind eng mit der norwegischen Geschichte verbunden. Wer sich nicht für die historische Seite interessiert, kann sie aber auch einfach als das genießen, was sie ursprünglich sind: kleine, freche Wichtel, die gerne Streiche spielen und vor allem zu Weihnachten eine besondere Rolle für Kinder einnehmen.
Eines bleibt jedoch sicher: Es ist nie eine gute Idee, sich mit den Nisser anzulegen – egal ob unsichtbare Weihnachtshelfer oder mutige Kämpfer gegen die Unterdrückung. Denn wie man so schön sagt: Geschichte wiederholt sich.
English summary: In 1942, the Norwegian resistance found an unexpected ally: Christmas elves, known as Nisser. Since 1940, Norway had been under German occupation. But that winter, the resistance gained new momentum through a simple Christmas card. It showed two Nisse raising the Norwegian flag with the innocent message: God Norsk Jul – Merry Norwegian Christmas! The German occupiers weren’t amused and quickly banned the card. But the Norwegians didn’t back down. Soon, more Nisse-themed cards circulated on the black market, many featuring the Norwegian flag.
The movement didn’t stop there. Red, knitted Nisse hats became a symbol of defiance, triggering a ban from the German authorities, who saw even these hats as signs of rebellion.
During the occupation, the Nisser stood for national pride and resistance. Unfortunately, in recent years, right-wing groups have tried to claim these symbols for themselves—despite the fact that Nisse are part of a shared Scandinavian tradition rooted in pre-Christian folklore.
Whether as symbols of resistance or mischievous little helpers, the Nisser are deeply tied to Norway’s history. And one thing is clear: it’s never a good idea to mess with them—because history has a way of repeating itself.
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